Ist dabei sein wirklich alles?

Im Rahmen der 123. Sitzung des Executive Board des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Durban wurden am 4. Juli 2011 sieben Sportarten auf die Short List für die Olympischen Sommerspiele gesetzt: Baseball/Softball, Wushu, Karate, Rollersports, Squash, Wakeboard und Sportklettern.

Am 7. September 2013 werden in Buenos Aires 106 Mitglieder des IOC darüber abstimmen, in welcher Sportart bei den Sommerspielen 2020 erstmals um Olympisches Gold gekämpft wird. Sportklettern, so Experten, hat gute Chancen sich gegen die sechs Mitbewerber durchzusetzen.

Und jetzt soll ich mich mit diesem Thema beschäftigen. Pro und Contra beleuchten, ohne zu urteilen. Super Job! Richtig schwierig. Noch bevor ich mich schlau mache, stiefle ich in München in die Kletter- und Boulderhalle. Alle Menschen, die ich dort befrage, sagen spontan „Ja“ zu Olympia. Gegner finde ich dort keinen. In diversen Foren allerdings zu Hauf. Im Lager der Befürworter gibt es offensichtlich nichts Größeres als Olympia, bedeutet eine Aufnahme in das Olympische Programm einen Art Ritterschlag für den ach so geliebten Sport. Klettern soll endlich olympisch werden!

Dabei war es das schon mal. Zwischen 1924 und 1936 wurden, ähnlich wie heute bei der Vergabe der Piolets d’Or, im Nachhinein herausragende Leistungen während der letzten vier Jahre im Berg- und Klettersport mit Olympischen Medaillen bedacht. 1924 bei den Winterspielen in Chamonix erhielten alle 14 Teilnehmer einer britischen Expedition aus dem Jahr 1922 eine Olympische Goldmedaille für das Erreichen einer Höhe von 8.500 Metern am Mount Everest. 1932 bei den Sommerspielen in Los Angeles ging die Goldmedaille an die Brüder Franz und Toni Schmid aus Deutschland für ihre Erstbesteigung der Matterhorn Nordwand im Jahr 1931.

Bei den Sommerspielen in Berlin 1936 schließlich, erhielt das Schweizer Ehepaar Hettie und Günter Dyhrenfurth Olympisches Gold für ihre Himalaja-Expeditionen im Jahr 1930 und 1934. Im Rahmen der bis 21. Oktober im Alpinen Museum in München zu sehenden Ausstellung „Berg Heil“, welche die Geschichte des deutschen, österreichischen und südtiroler Alpenvereins in der Zeit von 1918 bis 1945 beleuchtet, habe ich mir übrigens diese historische Goldmedaille angeschaut. Was am Rande kritisch anzumerken bleibt: Damals ging es beim Bergsteigen und Klettern stark um nationale Ehre, wurde der Sport durchaus für Propagandazwecke missbraucht. 1940 und 1944, während des zweiten Weltkrieges, fanden keine Olympischen Spiele statt. Danach stellte man die Vergabe von Medaillen im Bereich Alpinismus ein, da es offensichtlich immer problematischer wurde, die erbrachten Leistungen im Fels miteinander zu vergleichen und zu bewerten. Womit wir mitten im Thema wären.

Ein direkter und fairer Leistungsvergleich im Klettersport ist nämlich erst möglich seit man an Plastikgriffen klettert. Man stelle sich vor: Klettern schafft die Aufnahme in das Olympische Programm. Ab 2020 dürfte sich dann also jemand Olympiasieger/in im Klettern nennen, theoretisch ohne je Felskontakt gehabt zu haben. Die Befürworter interessiert das nicht. Gegner der olympischen Bewegung allerdings versteifen sich auf diesen Punkt. Da drängt sich die Frage auf: Was ist Klettern eigentlich? Das am Felsen? An künstlichen Griffen? Oder – frei nach David Precht „Was bin ich? Und wenn ja, wie viele?“ – beides? Fakt ist: Jeder Felskletterer begibt sich, alleine schon aus Trainingszwecken, dann und wann auch in die Halle. Umgekehrt ist dies jedoch nicht zwingend so. Es gibt viele, die in der Halle Meister der Akrobatik sind, den Schritt ins alpine Gelände aber weder wagen noch anstreben.

Muss nun jemand, der sich Olympiasieger im Klettern nennt und somit als Bester seiner Zunft in die Sportgeschichte eingeht, auch im Felsen spitze sein? Schließlich wird ja der Weltmeister im Fußball auch nicht beim Torwandschießen, sondern auf dem Feld gekürt, ist der beste Golfer nicht jener, der am Simulator glänzt, ist man auf dem Ergometer strampelnd noch lange keine Tour de France gefahren.

Der Fairness halber möchte ich allerdings auch ein Spiegelbild dessen in den Raum stellen: Unser österreichischer Skialpin-Held Marcel Hirscher hat in der letzten Wintersaison den Gesamt-Weltcupsieg eingefahren. Ganz Österreich, ja die gesamte alpine Skiwelt verneigt sich jetzt vor ihm. Hirscher hat dies auf künstlich vereisten, mühevoll präparierten Kunstschneepisten vollbracht indem er insgesamt am schnellsten durch von Trainern gesetzte Richttore gefahren ist. Ist er deswegen der beste Skifahrer? Was hat das mit dem ursprünglichen Skifahren – neudeutsch „Freeriden“ - zu tun? Also dem anspruchsvollen freien Fahren auf selbstgewählter Linie im Gelände über steile Bergflanken, durch Tiefschneehänge oder Wälder? Meines Wissen hat das nie jemanden gestört. Sind wir beim Klettern etwa päpstlicher als der Papst?

Was war zuerst? Fels oder Plastik? Leicht ist man daher verleitet dem Felsklettern das Prädikat „ursprünglich“ zu verleihen und das Klettern an künstlichen Griffen als ein Derivat dessen anzusehen. Nur bedingt richtig, wenn man – evolutionstechnisch und so – ganz ehrlich ist: Dem Menschen, der ja bekanntlich vom Affen abstammt, ist ein vertikaler Drang nach oben gewissermaßen eingepflanzt. Jedes Kleinkind „klettert“, längst bevor es gehen kann – an künstlichen Hindernissen, also Stühlen, Schränken, Treppengeländern, Stufen hoch. Klettern als Fortbewegung ist so alt wie die Menschheit selbst.

Auch auf der Website der International Federation of Sport Climbing (IFSC) wirbt man unter „History“ mit dem Argument Klettern sei ein „basic human movement“ pro Olympia. Bei der Frage nach dem Ursprung des Kletterns drehen wir uns wohl im Kreis. Ohne Ei keine Henne. Aber ohne Henne eben auch kein Ei. Das Klettern am Felsen, wie an Plastikgriffen, hat unumstritten eine gemeinsame DNA. Doch mittlerweile entwickeln sich die beiden Sportarten eigenständig, in erkennbar unterschiedliche Richtungen und bringen – mit wenigen Ausnahmen – völlig unabhängig von einander großartige Meister ihrer Zunft hervor. Sollte man, bevor Klettern olympisch wird, dem „Plastik-Kind“ gar einen neuen Namen geben?

Da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, muss ich noch einmal, weil es mir sehr plakativ erscheint, den Skisport bemühen. Auf zwei Skiern im Schnee steht nicht nur der Alpinskifahrer, sondern auch der Freerider, Langläufer, Biathlet, Skispringer und der Kombinierer. Auch diese etablierten Sportarten haben irgendwann auf zwei Brettln im Schnee begonnen. Am Anfang ging’s eher geradeaus. Irgendwann wollte einer einen steilen Hügel runterfahren, während der Kühnste unter allen beschloss, diesen gleich zu überspringen und ein weiterer sich ein Gewehr umhängte um im Wald zusätzlich auf Elche zu schießen. Zugleich können wir diese Sportarten, die alle den gleichen Ursprung haben, rein von ihren Namen her wunderbar unterscheiden.

Als sich München/Garmisch-Partenkirchen um die Ausrichtung der Winterspiele 2018 bemühte und 2011 die Entscheidung der Vergabe durch das IOC anstand, startete ich für eine Münchner Tageszeitung eine große Olympiaserie und führte mit unterschiedlichsten Menschen Interviews. Ehemalige Hostessen, Olympiasieger, Stadionbesucher, Trainer und Kommentatoren wurden ebenso befragt wie Günter Zahn, der 1972 als junger Leichtathlet das Olympische Feuer in München entzünden durfte. Jeder, der bei Olympischen Spielen war, in welcher Form auch immer, ist fasziniert davon. Für die meisten Sportler gibt es offensichtlich nichts Größeres als eine Teilnahme an Olympischen Spielen. Insofern verstehe ich jeden Wettkampf-Kletterer, der inständig auf eine positive Entscheidung für 2013 hofft. Im Übrigen war im Rahmen meiner Serie auch Profikletterer Stefan Glowacz gemeinsam mit seinem Schwiegervater, Sportreporter-Ikone Harry Valérien, mein Gast. Auch Stefan gab damals unumwunden zu, dass er sich – in welcher Sportart auch immer – liebend gerne Olympiasieger nennen würde. Dieser Titel ist schließlich richtig groß und er ist einer für die Ewigkeit.

1992, bei den Winterspielen in Albertville, gewann Glowacz sogar einen Kletterpräsentationsbewerb. Schon damals gab es eine große Fangemeinde, die das Klettern gerne olympisch gesehen hätte. Allerdings war das Wettkampfklettern noch viel zu jung, um sich im Haifischbecken Olympia entsprechend nachhaltig präsentieren zu können. Der Versuch an die Olympische Tür zu klopfen scheiterte. Keine 7 Jahre war die Bewegung damals alt. Im Juli 1985 nämlich fand in Bardoneccia, Italien, der erste Kletterwettkampf in Westeuropa statt und markiert gewissermaßen den Beginn der „modernen“ Sportkletterwettkämpfe. Wobei: Schnellkletterwettkämpfe gab es in der ehemaligen UdSSR und DDR längst vor Bardoneccia. Auch gab es in den USA zu dieser Zeit bereits Boulderwettkämpfe. 1985, in Bardoneccia, wurde allerdings der erste Versuch unternommen, dem Schwierigkeitsklettern im Vorstieg einen Wettkampfrahmen zu verpassen. Anders als heute kletterte man damals noch am natürlichen Felsen. In einer Mischwertung aus erreichter Höhe, Kletterzeit und Kletterstil (!) wurden Stefan Glowacz und Catherine Destivelle als Sieger gekürt. Auch ein Wolfgang Güllich war damals im Starterfeld! Selbst beim ersten Rock Master, 1987 in Arco, kletterten die Gewinner Lynn Hill und Stefan Glowacz noch am Felsen. Seit 1988 wird der Wettkampf allerdings an künstlichen Wänden ausgetragen. 1989 findet der erste offizielle Kletterweltcup statt und seit 1999 gibt es einen eigenen Boulderweltcup. Wer sich eingehend für die Historie interessiert, kann dies wunderbar auf der Seite der IFSC unter ifsc-climbing.org nachlesen.

Warum will eine Sportart unbedingt olympisch werden? Es gibt etliche Sportarten, die mit Olympia wenig am Hut bzw. Olympia gar nicht nötig haben. Beispiel: Fußball. Obwohl Fußball eine olympische Disziplin ist, nehmen die besten Fußballspieler gar nicht teil. Kann mir einer den amtierenden Fußball-Olympiasieger nennen? Ich jedenfalls, obwohl großer Fußballfan, muss hier passen. Auch Golf oder Motorsport sind nicht olympisch. Und im Tennis würde sich jeder Profi lieber Wimbledon- als Olympiasieger nennen. Darauf wette ich. Auf der anderen Seite bin ich auch ein Fan von Olympia und erliege immer wieder seinem Charme. Die besten Sportler aller Nationen kommen zusammen um sich zu messen. Dabei entstehen abseits der Siege und Rekorde Geschichten, wie sie eben nur Olympia schreiben kann. „Cool Runnings“ etwa. Wenn Jamaikanische Bobfahrer sich den olympischen Eiskanal herunter stürzen, bewegt das einfach. Dabei sein ist schließlich alles. Auch kennt jeder „Eddie the Eagle“, die britischen Skispringer-Legende, die 1988 in Calgary an den Start ging und sowohl auf der Normal- wie auch Großschanze den letzten Platz „errang“.

Früher ist er selbst Wettkämpfe geklettert. Heute trifft man ihn in der Halle ebenso wie draußen: beim Klettern, Bergsteigen, Skitouren gehen oder Radeln. Ich treffe ihn in seinem Büro. Dr. Wolfgang Wabel, seines Zeichens Geschäftsbereichsleiter Bergsport beim DAV (Visitenkarte 1) sowie IFSC Executive Member, President European Council (Visitenkarte 2), erklärt mir bei unserem Termin in München ein paar Fakten.

Wird Sportklettern eine Olympische Disziplin bedeutet dies unweigerlich, dass dem Sport künftig wesentlich mehr Mittel zur Verfügung stünden. Spitzensportförderung durch das Bundesministerium hänge maßgeblich vom Status „Olympische Programmsportart“ ab. Kritiker behaupten immer wieder, irgendwelche Funktionäre, die scharf darauf wären, selbst bei Olympia zu sein und Global Sportsplayer spielen möchten, hätten den Gang zu Olympia vorangetrieben, weniger die Szene selbst. Da widerspricht Dr. Wabel. Klettern an sich sei eine gewachsene Traditionssportart. Und das Klettern in der Halle, an künstlichen Griffen, sei derart beliebt, dass es alleine aus dieser Tatsache heraus schon eine olympische Berechtigung hätte. Klettern schickt sich an, ein echter Breitensport zu werden. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Kletterhallen schießen wie Pilze aus dem Boden. Kinder, Jugendliche, ja sogar Senioren klettern. Dieser Sport macht, unabhängig vom Alter, vielen Spaß. Mittlerweile auf der ganzen Welt. Ja, auch in Ozeanien, ja, und auch in Afrika. Außerdem würde die weltweite Kletterszene den olympischen Gedanken, so die Meinung des IOC, besonders friedlich und modern nach außen transportieren. „Modern“ ist hier wohl der entscheidende Punkt. Auch Olympische Spiele brauchen etwas Zeitgeist und nicht nur Tradition. Wie zeitgemäß sind Sportarten wie Hammerwerfen, Trap, also Tontaubenschießen oder Synchronturmspringen?

Oder andersherum gefragt: Kennt einer einen, der regelmäßig zum Curling oder Synchronschwimmen geht? Wobei ich als Sportfan hier keine Sportart diskreditieren möchte. Aber in der Breite sind diese Sportarten doch nie wirklich angekommen. Klettern schon. Auch die sehr junge, trendige Sportart Slope Style wird 2014 bei den Winterspielen in Sotchi erstmals olympisch. Kein Wunder, denn in jedem vernünftigen Wintersportort gehören Funparks mittlerweile dazu. Hast du keinen, bleibt die Jugend aus. Kids finden es wesentlich attraktiver kreative Tricks und Moves zu üben, neue zu entwickeln, als in ihren Augen einfallslos der Masse folgend auf planierten Pisten ins Tal zu fahren.

Womit wir wieder im Schnee landen und damit bei einem Thema, das sich mir in diesem Zusammenhang einfach aufdrängt: Snowboarding. Was vor 30 Jahren als megacoole, lifestylige Alternative zum tradierten und fad gewordenen Skifahren entstanden ist, hat vor dem Gang zu den Olympischen Spielen die Boarder-Gemeinde krass gespalten. Die einen wollten unbedingt zu den Spielen, die anderen, verteufelten die mächtige Ski-Mafia, die Snowboarden einfach so annektieren wollte und distanzierten sich. Das Ergebnis: Wer zu Olympia wollte, musste sich dem Reglement der Fédération International de Ski (FIS) unterwerfen und übte dadurch üblen Verrat am Spirit des Snowboardens aus. So sahen es die FIS-Gegner und Väter der Snowboardbewegung, die den Sport mit seinem Lifestyle in der International Snowboarding Federation (ISF) organisierte. Vor diesem Hintergrund beantwortet sich auch die Frage, wer auf die absurde Idee gekommen ist Snowboarding bei Olympia in die Disziplin Parallelslalom zu pressen. Diese und Snowboardcross sind zwar bei Olympia angekommen, aber der einzig wirklich zuschauerattraktive Wettbewerb ist der in der Halfpipe geworden. „The Flying Tomatoe“, US Snowboard-Superstar Shaun White, kennt praktisch jeder. Wer aber ist bitte Jasey Jay Anderson? Kurioser Weise findet momentan eine interessante Bewegung sowohl in der Snowboard- als auch Skiszene abseits vom Spektakel Olympia statt. Der komplette Freeride Bereich, der sich am wenigsten objektiv bewerten lässt, hat es zum Publikumsmagneten geschafft. Die Freeride World Tour gilt als einer der coolsten Wettbewerbe innerhalb der Szene.

Und was soll nun beim Klettern olympisch werden? Speed? Lead? Bouldern? Oder etwa alle drei? Ups, da erwische ich Herrn Dr. Wabel auf dem falschen Bein. Denn: man wisse es schlicht noch nicht. Speed, das gibt er zu, sei vom ursprünglichen Klettern am weitesten entfernt, aber zuschauerattraktiv und leicht verständlich. Der Schnellste gewinnt und damit basta. Lead entspreche dem Klettern als solches sicher weitaus mehr, ist aber für den Zuschauer etwas schwerer in seiner Komplexität zu erfassen. Bouldern ebenso. Man müsse sich daher bald entscheiden, denn alle drei Wettbewerbs-Typen dem IOC erfolgreich zu präsentieren sei ziemlich aussichtslos. Das muss man sich jetzt allerdings auch erst einmal auf der Zunge zergehen lassen: Klettern bewirbt sich für Olympia und die Verantwortlichen wissen noch nicht, in welcher Disziplin! Da drängt sich mir die Frage auf, ob Klettern als Sport schon stark genug ist, um eine eigene Identität zu entfalten.

Und ob die Strukturen der Verbände sowie die Beurteilungskriterien dieser jungen Sportart schon gefestigt genug sind, um bei dem Gigant Olympia erfolgreich bestehen zu können. Oder sollte man besser noch etwas warten, mit möglichen Wettbewerbs-Ideen experimentieren und sich erst dann bewerben, wenn man sich seiner Sache sicher ist. Dafür hätte man, so Dr. Wabel, nach dem Zuschlag 2013 ja exakt noch sieben Jahre Zeit, um an den Konzepten final zu feilen. Denn, das ist den Herren Verantwortlichen natürlich sehr wohl bewusst: Schiefgehen darf bei Olympia 2020 nichts. Stell dir vor, Bouldern ist erstmalig bei Olympia präsent. Die Routenbauer waren übermotiviert und haben die Griffe so kniffelig geschraubt, dass keiner raufkommt. Oder, auch möglich, die Routen sind zu leicht und jeder schafft es ganz nach oben. Wie erklärt man dem Zuschauer, der mit den Details des Sports nicht so vertraut ist, plausibel und verständlich, wer nun Olympiasieger ist? Versaut man, salopp gesagt, den ersten Wurf, hat Klettern eine gute Chance, abzustürzen und für lange Zeit vom Olympischen Parkett zu verschwinden.

Bis zur finalen Entscheidung hat die IFSC noch alle Hände voll zu tun. Schließlich muss bis dahin eifrig Lobbyarbeit betrieben werden, um die 106 stimmberechtigten IOC Mitglieder – darunter zahlreiche ehemalige Olympiateilnehmer und Medaillengewinner aus aller Herren Länder, Fürsten, Prinzessinnen, Scheichs und ein Sepp Blatter – von der Attraktivität des Klettersport zu überzeugen. Und das mit gering vorhandenen finanziellen Mitteln. Daher sind die einzelnen Länderverbände angehalten, die jeweils nationalen Mitglieder des IOC zu „bearbeiten“. Diese werden ihr besonderes Augenmerk auf die diesjährige Weltmeisterschaft, welche im September in Paris, Bercy, stattfindet, richten. Die Wirkung dieses Events ist ein Meilenstein im Meinungsbildungsprozess.

Sollte es Klettern 2013 nicht unter die fünf Ringe schaffen, werden Funktionäre und Athleten dies sportlich hinnehmen (müssen). Dabei sein ist nicht wirklich alles! Außerdem kann man sich erneut bewerben. Am besten gleich auch mit Eisklettern. Denn dann wäre Klettern die einzige Sportart mit einem Auftritt sowohl bei Sommer- als auch Winterspielen.